Man kann es sich kaum vorstellen, Kitakinder zeigen uns Erwachsenen, wie spielend leicht sich ökologisch nachhaltiges Bewusstsein in den Alltag integrieren lässt. In den AWO Kitas „Sebold“ in Karlsruhe-Durlach und „les petits amis“ in der Südweststadt ist bei den Kindern ein unbekümmerter, aber gleichsam aufmerksamer Umgang mit den Umwelt-Leitthemen „Achtsamkeit für die Natur“, „Ressourcen schonen“ oder „Müll vermeiden“ deutlich zu spüren.
Ein Besuch dieser beiden Kitas ist wie eine Lehrstunde des ökologischen Einmaleins im Schnelldurchlauf. Es macht Spaß zu beobachten, mit welcher Selbstverständlichkeit die Jüngsten unserer Gesellschaft Nachhaltigkeit im Alltag leben. Und wenn Kita-Leiterin Corinne Vogel nach kurzer Stippvisite durch die Kita „les petits amis“ in ihr Büro zurückkehrt und ihren Raum mit ausgeschaltetem Licht vorfindet, dann huscht ein stolzes Lächeln über ihr Gesicht. Denn das von einem ihrer Kitakindern hinterlassene Signal weiß sie sofort zu deuten: „In einem Raum, in dem sich niemand aufhält, muss auch kein Licht brennen!“.
„Nachhaltige Erziehung kann nicht früh genug beginnen“, davon ist auch ihr Kollege Markus Graaf, Leiter der Kita „Sebold“ überzeugt. „Selbst die Kleinsten können durch ihre offene Herangehensweise schnell zum Thema hingeführt werden. Dabei geht es eben nicht nur darum, den Kindern beizubringen, wie Müll getrennt wird.“ Die Kinder beider Kitas lernen unter (umwelt-) pädagogischer Heranführung sehr früh, sogenannte „Erwachsenenfragen“ zu begreifen und sie auch mit eigenen Ideen zu lösen. Kann ein kleines Kind gesellschaftlich wichtige Handlungsfelder wie biologische Vielfalt oder den Zusammenhang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem verstehen? Kind kann! Davon sind selbst die Eltern überrascht. Die regelmäßigen Kinderkonferenzen der 3-6-Jährigen der Kita „Sebold“ sind mit den von ihnen selbst entwickelten Ideen ein anschauliches Beispiel dafür, wie selbstbewusst und kreativ sie der Bewahrungvon Natur, Umwelt und Naturressourcen nachspüren: Aus den Tetrapacks der Frühstücksmilch basteln sie schon seit Monaten mit großem Engagement ihr eigenes Spielhaus und aus Recycling-Materialien sollen demnächst Schuhe entstehen.
Die Kinder beider AWO-Kitas sind starke Vorbilder, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein. Auch zu Hause sehen sich so manche Eltern von der Nachhaltigkeits-Kompetenz ihrer Kinder bei ihrem eigenen alltäglichen Handeln ertappt. So sind das Bewusstsein und die Wertschätzung ihrer Kinder für Alltagsgegenstände für sie überwältigend. „Mama, warum muss ein Kochlöffel in den Müll, nur weil er nicht mehr schön ist? Wofür könnten wir ihn sonst noch verwenden?“
Selbstverständlich hat das Projekt der ökologischen Nachhaltigkeit auch den Kita-Alltag selbst längst umgekrempelt. Bei „les petits amis“ spricht man mit den Kindern nicht nur Deutsch und Französisch, sondern leben die pädagogischen Fachkräfte mit ihnen gemeinsam begeistert ein ökologisches Selbstverständnis. Auch das Waschmittel für die tägliche Kitawäsche wird mit den Kindern aus natürlichen Grundsubstanzen selbst hergestellt. Was für ein nachhaltig wirkendes Erlebnis! Und auch Kritik gehört zum Kita-Alltag. Jedes Kind der Vorschulgruppen darf eine Woche lang mal Energie-Chef*in sein und dabei auch eigenverantwortlich – denn auch Erwachsene dürfen dazu lernen – im Büro von Corinne Vogel das Licht ausknipsen, wenn sie doch woanders im Haus unterwegs ist.
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